Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Sachsen e. V.

Interview mit Olaf Matthies

Allein durch die Anzahl unserer Mitglieder können wir viel bewirken

Olaf Matthies war von 2012-2020 Vorsitzender des ADFC Sachsen. In seiner Amtszeit im Landesvorstand verdreifachte sich die Zahl der ADFC-Mitglieder in Sachsen und auch der Einfluss des ADFC auf Landesebene wuchs stetig an. Beruflich ist Olaf bei einer großen sächsischen Brauerei in der IT tätig.

Du bist seit 12 Jahren Mitglied im ADFC. Was war für dich die Motivation für die Mitgliedschaft?

Olaf Matthies: Der Grund war, dass ich mich sehr über schlechte Radwege geärgert habe. Ich habe mir dann gesagt: Ehe ich mich weiter darüber ärgere und immer wieder schlechte Laune bekomme, mache ich lieber was Aktives, gehe in den ADFC, treffe dort nette Leute mit den gleichen Zielen und versuche mit ihnen gemeinsam etwas zu verändern.
 

Und dann bist du schon bald in den Landesvorstand gekommen. Was hast du zuvor im ADFC gemacht?

Ich habe in der AG Verkehr beim ADFC Dresden angefangen um an genau dem, was mich am meisten geärgert hat, schlechte Radwege, anzusetzen und an Lösungen mitzuarbeiten. Dort habe ich schon bald viele nette Leute kennengelernt. Irgendwann ist bei mir dann der Wunsch aufgekommen, gleich ein noch etwas größeres Rad zu drehen, was der Posten als Vorsitzender ermöglicht.
 

Du warst nun acht Jahre lang Landesvorsitzender des ADFC. Welches Rad hast du in deiner Position besonders gedreht und welches Ziel hattest du vor Augen?

Zu Beginn waren wir eine kleine Gruppe, die hauptsächlich aus Aktiven aus Dresden bestand. Damals haben wir uns gedacht, dass der ADFC-Landesverband sich aktiver auf politischer Ebene einmischen muss. Obwohl die Menschen, die bisher im Landesvorstand waren, sehr engagiert waren, wurden sie kaum ernst genommen.

Aus diesem Grund wollten wir etwas anders an die Sache rangehen. Als eingeschworenes Team haben wir es im Laufe der Zeit geschafft, dass wir nach und nach von der Landesregierung und der Verwaltung auf Landesebene ernster genommen wurden.
 

Eure Arbeit führte dann ja schon bald in das Büro des Verkehrsministers, was das erste persönliche Treffen eines ADFC Vorsitzenden mit dem sächsischen Verkehrsminister war. Du warst maßgeblich daran beteiligt, das Treffen zu organisieren und warst federführend dabei. Würdest du das als Höhepunkt deiner Amtszeit bezeichnen oder war das nur der Anfang?

Der Anfang war weitaus früher und wurde von den Menschen, die schon davor im Vorstand aktiv waren, geschaffen. Relativ schnell hat uns dann der Staatssekretär empfangen und durch den Regierungswechsel 2014 kam ein Verkehrsminister ins Amt, der bereit war, mit dem ADFC in Kontakt zu treten. Wir waren zu dem Zeitpunkt, glaube ich, die Ersten in Sachsen, die dann auch regelmäßig mit dem Verkehrsminister gesprochen haben. Wenn auch mit Rückschlägen, konnten wir nach und nach einige Sachen bewegen.
 

Und wo siehst du den ADFC Sachsen nach deiner Amtszeit als Vorsitzenden?

Dadurch, dass wir – meine Vorstandskollegen und ich – zur Zeit meines Vorsitzes immer als Team aufgetreten sind, konnten wir uns sehr gut ergänzen. Meine Kollegen haben eine sehr gute Arbeit geleistet. Ich war meist nur das Aushängeschild, das Terminen wahrgenommen hat und als Gesicht des ADFC im Vordergrund stand. Dahinter steckt natürlich eine Menge Arbeit ganz vieler Leute. Ohne die gute Vorarbeit auf theoretischer und praktische Ebene, hätten wir auch keinen Verkehrspolitiker und keine Verwaltung überzeugen können.  Ich denke aber, dass wir mit unserer Arbeit eine gute Vorlage geschaffen haben und dass der jetzige Vorstand eine gute Grundlage hat, auf dessen Basis noch größere Schritte gemacht werden können.
 

Was denkst du, wie sich der ADFC weiterentwickeln wird? Der ADFC wächst stetig und auch der Verkehrsminister hat schon gesagt, dass der Radverkehr neben dem ÖPNV sein Hauptthema im Verkehrsbereich werden soll. Wie nimmst du das wahr: Handelt es sich dabei um einen zufälligen Zeitgeist oder können wir sagen, dass es sich um eine Trendwende handelt, zu der auch der ADFC entscheidend beigetragen hat?  

Schon allein durch die Anzahl unserer Mitglieder können wir viel bewirken. Es ist einfach bezeichnend, wenn wir unsere Wachstumszahlen offenlegen und auf ein Wachstum von Tausend Menschen allein im letzten Jahr zurückblicken können. So wird es auch in den nächsten zehn Jahren weitergehen, denn mindestens so lange werden wir brauchen bis wir halbwegs vernünftige Radverkehrsbedingungen in Sachsen geschaffen haben.  Für die weitere Zukunft stelle ich mir vor, dass nur noch am Rande über Verkehrsthemen gesprochen wird und der ADFC sich größtenteils zu einer Art Freizeitverein entwickelt. Weil aus radverkehrspolitischer Sicht eigentlich schon nahezu alles perfekt ist, können wir uns dann hauptsächlich den schönen Dingen des Lebens widmen.
 

Das heißt die Pannenhilfe oder Fahrradcodierung sind für dich schon ein Schritt in diese Richtung, um den ADFC breiter aufzustellen? 

Auf jeden Fall. Wir sind zwar hauptsächlich ein verkehrspolitischer Verein aber das ganze Drumherum gehört natürlich genauso zum ADFC dazu und genau das ist auch das Schöne. Als Mitglied kann man sich dort einbringen, wo die eigenen Interessen und Fähigkeiten liegen und was einem am meisten Spaß macht. Diejenigen, die gerne Radtouren machen, fahren bei unseren Radtouren mit und können sie auch gerne mitorganisieren. Die Menschen, die sich gerne lange in Planungsunterlagen vertiefen, sind in der AG Verkehr, egal auf welcher Ebene, gut aufgehoben. Auch Leute, die gerne mal mit politischen Akteuren sprechen, können sich bei uns einbringen.
 

Danke für deine Zeit!

Das Gespräch führte Konrad Krause.

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