Interview mit Barbara Baum

Teasertext Interview Barbara Baum

Barbara Baum leitet seit 2006 die Geschäftsstelle des ADFC Dresden und seit dem Umzug des Landesverbands nach Dresden 2010 ist sie auch für die Organisation der Landesgeschäftsstelle zuständig. Wir haben sie gefragt, wie sie selbst zum ADFC gekommen ist und wie sie die Entwicklung des ADFC in den letzten 15 Jahren beurteilt.

Welche Rolle spielt in deinem Leben Mobilität mit dem Fahrrad?

Das Fahrrad hat für mich eine sehr große Bedeutung, weil ich es fast täglich nutze für sämtliche Erledigungen, den Arbeitsweg und auch sehr gern in der Freizeit – neben gelegentlichen Zug- und Straßenbahnfahrten und ganz selten auch mal ein Teilauto.

Wie bist du zum ADFC gekommen? Seit wann bist du Mitglied?

Mitglied bin ich seit 2005. Ich war vorher schon einmal Familienmitglied über meine Eltern. Als ich dann eine eigene Familie und eigene Kinder hatte, fand ich es an der Zeit, die Fahrradlobby zu stärken. Mit den Kindern war ich im Fahrradanhänger unterwegs, 2005 war das noch sehr ungewöhnlich. Da wurde man angeschaut und es kamen Fragen wie „Wie geht denn das?“ oder „Nimmt das Baby auch keinen Schaden?“. Da waren Fahrradanhänger auch nicht in jedem Fahrradladen zu bekommen. Das war damals noch eine außergewöhnliche Sache. Das ist mir damals sehr aufgefallen und ich fand, dass es so nicht sein sollte, dass Mobilität mit dem Rad eine normale Sache sein soll.

Ich wusste durch die Eltern, dass es einen Fahrrad-Club gibt und dachte, dass ich jetzt Mitglied werden muss, damit mehr für den Radverkehr getan wird; damit sich mehr Leute mit ihren Kindern auf die Straßen trauen.

Es gab für dich mit den Kindern einen konkreten Anlass, Mitglied zu werden?

Aus dieser konkreten Situation, dass ich also mit den Kindern unterwegs war und schon das Gefühl hatte, es ist nicht an allen Stellen sicher. Natürlich sind die Ängste dann größer, dass man das Kind heil von A nach B kriegt. Damit sich da etwas tut, bin ich ADFC-Mitglied geworden.

Du arbeitest als Büroleitung für den ADFC Sachsen und auch für den Dresdner Kreisverband: Was sind dort so deine Aufgaben?

Für beide Vereine bin ich in erster Linie tätig, um die Geschäftsstelle zu leiten. Dazu zählen „normale“ Büroarbeiten, dass im Büro also alle Materialien vorhanden sind; dass jemand ans Telefon geht, den Briefkasten leert, diese grundlegenden Dinge, damit die Geschäftsstelle läuft. Darüber hinaus kümmere ich mich um die Ehrenamtlichen im Verein, damit sie einen Ansprechpartner haben und ihre Sorgen und Wünsche an den Vorstand weitergeleitet werden. Sie bekommen auch Hilfestellungen in Form von Materialien oder Daten, dafür bin ich die erste Ansprechpartnerin. Ich kümmere mich auch um die Finanzen im Verein und bin für die Buchhaltung zuständig. Ich mache also eine Zuarbeit für die Schatzmeister. Außerdem bereite ich unsere Veranstaltungen, wie Demos, Versammlungen, Vereinstreffen usw. vor und berate Mitglieder und solche die es werden wollen in unserem Infoladen.

Mit wie vielen Personen hast du insgesamt zu tun?

Sachsenweit habe ich mit mindestens 200 verschiedenen Menschen zu tun, die ehrenamtlich für den Verein tätig sind.

Seit wann arbeitest du im ADFC? Wie war das am Anfang?

Es ist quasi eine Erfolgsgeschichte. Als ich beim ADFC Dresden im Jahr 2006 angefangen habe, hatte er circa 600 Mitglieder. Ich habe dort mit einem Minijob angefangen, ein bisschen als Unterstützung für den Vorstand. Dann hat der ADFC einen großen Schritt gewagt und ist in die Dresdner Neustadt umgezogen. Dort gab es ein richtiges Büro, eine Geschäftsstelle mit Vereinsräumen. Der ADFC Dresden hat dann eine gemeinsame Bürogemeinschaft mit dem Landesverband gebildet und parallel dazu ist auch die Mitglieder- und Mitarbeiterzahl gewachsen. Von 2006, wo ich noch die einzige Angestellte war, bis 2020 haben wir mittlerweile 6 Mitarbeiter in der Geschäftsstelle. Der ADFC hat allein in Dresden inzwischen weit über 4.000 Mitglieder. Da gab es eine enorme Entwicklung, die ich miterleben durfte und die mich auch ein kleines bisschen stolz macht.

Was sind aus deiner Sicht die einschneidendsten Veränderungen im ADFC in dieser Zeit?

Durch unsere Professionalisierung in Form von Ausstattung und Mitarbeitern, können wir Ehrenamtlichen mehr an die Hand geben. Wir haben eine deutlich bessere Resonanz und Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Wir haben Presse, die anfragt und außenstehende Akteure, die uns als Profis wahrnehmen. Das war vor 10 Jahren noch nicht so. Da waren wir ein Verein, der vielen nicht bekannt war. Mittlerweile ist der ADFC ein fester Begriff. Ich muss also nicht jedem erklären, für welchen Verein ich arbeite. Das hat sich enorm verändert.

Was fandest du früher schwierig an der ADFC-Arbeit? Was sind die besten Momente?

Früher war es schwieriger, neue Ehrenamtliche zu finden, auch weil die Mitgliedschaft kleiner war. Mittlerweile haben wir sachsenweit über 7.000 Mitglieder. Wenn man unter diesen Leuten jemanden sucht, hat man einen größeren Pool, aus dem man fischen kann. Es ist dadurch nicht alles ein Selbstläufer, es erleichtert die Suche aber schon.

Wenn man als Hauptamtlicher merkt, dass um einen herum viele Menschen sind, die die gleiche Sache erreichen wollen, die für die gleichen Ideen stehen, sich einbringen und viel Elan mitbringen, dann motiviert das. Es ist ein großes Geschenk, für so jemanden arbeiten zu können, umgeben von vielen engagierten Menschen.

Der ADFC in zehn Jahren: Was fällt dir dazu ein?

Ich denke, der ADFC wird immer noch sehr wichtiger Lobbyakteur sein. Ohne unseren Druck wird Sachsen nicht automatisch ein Fahrradland. Wir werden also weiter gebraucht. In zehn Jahren sehe ich uns noch mehr gestärkt, mit mehr Mitgliedern, Ehrenamtlichen und mehr Power.

Das Gespräch führte Konrad Krause

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