Jahresbericht 2024
Mit dem Jahresbericht 2024 informiert der ADFC Sachsen e.V. über die Aktivitäten des Landesverbandes sowie der Kreis- und Ortsverbände in Sachsen.
Das Jahr 2024 stand für den ADFC ganz im Zeichen von Wahlen. Mit der Kommunalwahl im Juni des Jahres kamen Tausende neuer Vertreterinnen und Vertreter in Stadträte, Ortschaftsräte und Stadtbezirksbeiräte. Wir schickten über 400 von ihnen nach der Wahl ein persönliches Anschreiben sowie eine Broschüre zum Nutzen des Radverkehrs für die Kommunen. Denn die kommunale Ebene ist der entscheidende Player, wenn es um die Förderung des Radverkehrs geht. Mit der Broschüre haben sie nun die wichtigsten Argumente und Vorteile für den Radverkehr zusammengefasst.
Im letzten Jahr beschäftigte uns außerdem fortlaufend die Wahl zum Sächsischen Landtag: Schon im Herbst 2023 führte der Landesvorstand erste Gespräche mit den Fachpolitikern und -politikerinnen der Parteien zur Diskussion unserer programmatischen Forderungen. Im Juni besuchte unser Vorsitzender Janek Mücksch dafür den Programmparteitag der CDU Sachsen. Leider fand ein Antrag für ein lückenloses Netz begleitender Radwege an Staatsstraßen keine Mehrheit und damit keinen Platz im Wahlprogramm der Sächsischen Union. Auch zu anderen Parteien suchte der Landesvorstand den direkten Kontakt, um sich über die verkehrspolitischen Ziele für die nächste Wahlperiode auszutauschen. In den Monaten unmittelbar vor der Wahl trafen wir außerdem zahlreiche Kandidatinnen und Kandidaten der Parteien direkt am Wahlstand, um ihnen eine Broschüre mit 23 Radverkehrszielen des ADFC für Sachsen zu überreichen. Daraus entspann sich in vielen Fällen ein konstruktives Gespräch und neue Kontakte. Auch veröffentlichten wir einen Wahl-O-Rad, bei dem man die eigenen Positionen zum Radverkehr mit den Aussagen der Parteien vor der Wahl vergleichen konnte.
Verkehrsminister Martin Dulig trafen wir im Juni zu einer verkehrspolitischen Radtour durch Radebeul. Die Chance nutzten wir, um auf Defizite im Umfeld einer Schule hinzuweisen, die sich an sehr vielen sächsischen Bildungseinrichtungen in ähnlicher Weise finden lassen. Viele Kommunen sind unsicher über innovative Möglichkeiten bei der Straßengestaltung im Bereich von Schulen und fürchten rechtliche Risiken. Der ADFC möchte daher gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen einen Leitfaden zur Einrichtung von Schulstraßen erarbeiten, der kommunalen Planern und Planerinnen sinnvolle Hinweise und Rechtssicherheit bei der Straßengestaltung gibt. Auch die Fahrrad-Freigabe von Einbahnstraßen in beide Richtungen war ein Thema auf der Tour mit dem Verkehrsminister. Wir sind mit dem Versprechen auseinander gegangen, dass der Freistaat die Kommunen hier mit rechtssicheren Musterlösungen helfen wird.
Zunehmend Gewicht legt der ADFC darauf, Sachsen als attraktive Radreiseregion zu entwickeln. Wir sind als Vertretung der Radfahrenden in Fachgremien vertreten und bringen uns mit eigenen Ideen in die Arbeit ein. Ein Resultat unseres Engagements: Der Freistaat untersucht nun in einer Studie die Zielgruppen, Qualität und Potentiale des Radtourismus zwischen Zittauer Gebirge und Leipziger Tieflandbucht. Ein weiterer Baustein unseres Engagement im touristischen Bereich ist die Initiative für einen Radfernweg zwischen Dresden und Wroclaw. Während für dieses Projekt in Niederschlesien die Planungen bereits angelaufen sind, steht Sachsen noch vor einem offiziellen Projektstart. Der ADFC Sachsen trat im letzten Jahr gemeinsam mit den beteiligten Landkreisen und Gemeinden als Mitunterzeichner einer Absichtserklärung für diese neue radtouristische Route zu unseren östlichen Nachbarn auf.
Für den Tourismusverband Elbland Dresden hat der ADFC Sachsen 2024 drei kinderfreundliche Radrouten entwickelt. Dabei ging es nicht nur um die Erkundung der Strecken, sondern auch darum, familienfreundliche Infrastrukturen und Services entlang der Elbe zwischen Pirna und Torgau zu erfassen und zu bewerten. Ein besonderes Highlight des Projekts war die Einbindung von zehn Testfamilien, die die Strecken bewerteten und in die Planung einbezogen wurden. So konnten wir sicherstellen, dass die Routen optimal auf die Bedürfnisse der Zielgruppe abgestimmt sind.
Seit unserer 2020 veröffentlichten Studie zu Bike+Ride in Sachsen ist das Fahrradparken an Bahnhöfen eines unserer Dauerthemen. Im März traf Sachsens ADFC-Vorsitzender Janek Mücksch dazu Vertreter der Sächsischen Wirtschaft auf einer Fachveranstaltung der IHK Dresden und präsentierte dort die Studienergebnisse.
Erfolgreich lobbyierte der ADFC Landesverband gegen die vom damaligen Bundesfinanzminister Lindner geplante Streichung von Fördermitteln für Radstationen. Auch Sachsen wäre von den Plänen betroffen gewesen. Unser Druck hat dabei geholfen, dass für vier größere Projekte an Bahnhöfen in Sachsen nun die Ausschreibung und bald auch der Bau starten kann.
Die Verbesserung der Verkehrssicherheit ist satzungsgemäße Kernaufgabe des ADFC Sachsen und liegt uns besonders am Herzen. Daher war es uns eine Freude, im Mai unsere Broschüre zum sicheren Schulweg mit dem Rad der 100. sächsischen Schulklasse überreichen zu können. Das über Spenden finanzierte Projekt richtet sich insbesondere an Eltern und adressiert übliche Fragen und Sorgen rund um den Schulweg mit dem Rad. Der ADFC wird die Broschüre auch im Frühjahr 2025 wieder an viele Schulen in Sachsen verschicken. Um die Verkehrssicherheit von Kindern geht es auch in unserem Projekt Schulweg.Aktiv, bei dem der ADFC gemeinsam mit dem Landkreis Mittelsachsen und gefördert durch den Freistaat Sachsen die Fahrradmobilität von Kindern in Mittelsachsen erforscht. Neben einer Befragung aller Kindern an weiterführenden Schulen im Landkreis zu ihrer Mobilität beschäftigt sich der zweite Teil des Projekts damit, Schulkinder in die Verkehrsplanung einzubinden und sie mit Prozessen kommunaler Entscheidungsfindung vertraut zu machen.
Auch unseren langjährigen Einsatz für ein durchgängiges Radwegenetz an Bundes- und Staatsstraßen haben wir 2024 fortgesetzt. Eine vom ADFC initiierte Petition für einen Lückenschluss zwischen Hermsdorf und Dresden-Weixdorf erreichte über 1.200 Unterstützer und Unterstützerinnen. Wir konnten sie im November an den Landtagspräsidenten Alexander Dierks übergeben. Die Schaffung von Lückenschlüssen im sächsischen Radwegenetz außerorts bleibt einer unserer Dauerbrenner. Eine Vereinfachung von Regeln zum Bau von Radwegen im Sächsischen Straßengesetz scheiterte im Sommer leider am internen Streit der sächsischen Regierungskoalition aus CDU, Grünen und SPD. Eine bereits ausgehandelte Regelung, die für den Bau von Radwegen und Radschnellwegen zeitraubende Umweltverträglichkeitsprüfungen obsolet gemacht hätte, ließ die Regierungsmehrheit leider platzen. Unnötig lange Planungsprozesse beim Radwegebau sind die Folge. Der ADFC wird weiterhin versuchen, neben dem Engagement für konkrete Lückenschlüsse vor Ort auch strukturelle Verbesserungen beim Radwegebau in Sachsen voranzubringen. Über die anhaltenden Probleme beim Radwegebau in Sachsen informierten wir auch im August 2024 auf der Landespressekonferenz. Hier zogen wir ein Fazit zu fünf Jahren schwarz-grün-roter Regierung aus Radsicht und stellten der Staatsregierung ein gemischtes Zeugnis aus.
Im letzten Jahr fand auch in Sachsen die elfte Auflage des Fahrradklima-Tests statt. Über 8.700 ausgefüllte Fragebögen gingen aus Sachsen beim ADFC ein. Mit Ottendorf-Okrilla und Großröhrsdorf haben zwei neue Gemeinden erstmals die Mindestteilnahmezahl des Fahrradklima-Tests erreicht. Die Befragung ist für den ADFC immer verbunden mit einer Reihe von Aktivitäten der Öffentlichkeitsarbeit. Sachsenweit mehr als 60 vom ADFC initiierte Beiträge in Zeitungen, Radio und Fernsehen sorgten dafür, dass die Befragung über die aktive ADFC-Mitgliedschaft hinaus Aufmerksamkeit erfährt. Auch eine wachsende Zahl an Kommunen wirbt aktiv für die Teilnahme an der weltweit größten Befragung zum Radverkehr und nutzt die gewonnenen Daten dankbar selbst als Grundlage für Verkehrskonzepte und Planungen.
Einen erheblichen Teil der Arbeit des ADFC in Sachsen stemmen unsere zehn Ortsgruppen und Kreisverbände. So überraschte etwa die ADFC-Ortsgruppe in Bautzen Autofahrer vor einer Schule bei einer gemeinsam mit der Polizei organisierten Aktion zum Überholabstand. Die Zwickauer Ortsgruppe organisierte gemeinsam mit der Zwickauer Fachhochschule einen Bau-Workshop für OpenBikeSensoren, mit denen zwei Monate lang die Überholabstände in Zwickau und Umgebung gemessen und kritische Straßenabschnitte identifiziert wurden. Der ADFC in Dresden hat erfolgreich einen Vorschlag für die Neugestaltung einer Kreuzung eingebracht, mit dem eine der deutschlandweit unfallträchtigsten Stellen für den Radverkehr entschärft werden konnte. Ein weiteres von vielen Beispielen: In Radebeul organisierte die Stadt eine kommunale Radverkehrskonferenz mit Verwaltungsmitarbeitern und lud interessierte Bürgerinnen und Bürger ein. Die Ortsgruppe des ADFC Radebeul war zahlreich vertreten und brachte die Anliegen der Ortsgruppe vor. Alles Ereignisse, die ohne das stetige Drängen des ADFC nie stattgefunden hätten.
Neben unseren Aktiven in den Ortsgruppen und auf Landesebene unterstützen den ADFC Sachsen mittlerweile über 9.900 Menschen mit ihrer Mitgliedschaft. Sie alle sind die unverzichtbare Basis dafür, dass sich der ADFC vor Ort erfolgreich für sichere Radwege, für eine fahrradfreundliche Landespolitik und für Sachsen als attraktive Radreiseregion einbringen kann. Wachsende Bedeutung für die Finanzierung des ADFC in Sachsen haben Spenden. Wir möchten uns daher an dieser Stelle ganz herzlich bei allen Spenderinnen und Spendern bedanken, die 2024 einige Vorhaben ermöglicht haben, die wir "einfach so" nicht finanziert bekommen hätten. Und Sie möchten wir herzlich einladen, uns mit Ihrem Beitrag finanziell unter die Arme zu greifen, damit das Radfahren in Sachsen sicherer und komfortabler wird. Eine Möglichkeit: Werde regelmäßiger Unterstützer oder Unterstützerin unseres Projekts RadLandSachsen, mit dem wir uns auch außerhalb der großen Städte für sicheren Radverkehr einsetzen. Schon jetzt unterstützen uns dabei rund 40 Menschen mit einem regelmäßigen Beitrag.