Unfallzahlen: ADFC fordert Tempo 70 auf Landstraßen

2023 sind auf Sachsens Straßen 69 Menschen mehr ums Leben gekommen als im Vorjahr / Fahrradclub unterstützt Vorstoß des Deutschen Verkehrssicherheitsrats DVR.

187 Menschen starben im letzten Jahr auf Sachsens Straßen. Das sind 69 mehr als im Vorjahr. Deutschlandweit stieg die Zahl polizeilich registrierter Verkehrsunfälle um 4,5 % auf rund 2,5 Millionen an. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) fordert anlässlich dieser besorgniserregenden Entwicklung Tempo 80 auf Landstraßen. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Sachsen schließt sich dieser Forderung an. Ein Großteil der Straßen über Land seien zu kurvig und zu eng für Tempo 100. Besonders an Landstraßen ohne Radweg sei eine pauschale Freigabe auf Tempo 100 nicht zu verantworten.

„Rund alle fünf Stünden verliert ein Mensch auf Deutschlands Straßen sein Leben. Tausende sterben Jahr für Jahr auf unseren Straßen. Wir können dieser Entwicklung nicht mehr tatenlos  zusehen.“ sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen. „Die erdrückende Gleichgültigkeit der Politik müsse endlich aufhören!“

Die vom ADFC geforderte niedrigere Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen wäre eine einfache, schnelle und effiziente Maßnahme, um Menschenleben zu retten. „Die Fachwelt ist sich längst einig, nur die Verkehrsminister ziehen nicht mit“ erklärt Krause. „Ein erster, einfacher Schritt ist die Abkehr von Tempo 100 an allen Landstraßen, an denen ein Radweg fehlt.“ Aufgrund der enormen Geschwindigkeitsunterschiede zwischen Autos und Fahrrädern seien 100 km/h im Mischverkehr einfach nicht zu verantworten. Legt ein Auto mit 100 km/h eine Vollbremsung hin, so beträgt der Bremsweg zirka 50 Meter. Bei 80 km/h kommt das Fahrzeug immerhin schon nach 32 Metern zum Stehen.

75% der Sachsen fühlen sich gefährdet, wenn sie mit dem Rad unterwegs sind, zeigt der Fahrradklima-Test des ADFC. „Knappe, enge, schnelle und gefährliche Überholvorgänge durch Autos sind der Hauptgrund, warum sich Menschen beim Rad fahren gefährdet fühlen“, erklärt Konrad Krause. „Der ADFC fordert daher Tempo 70 auf Staats- und Bundesstraßen, wenn es keinen straßenbegleitenden Radweg gibt. So kann die gefühlte und tatsächliche Sicherheit erhöht werden, und die zusätzlichen Fahrzeiten sind faktisch zu vernachlässigen“, erklärt Krause die Forderung.

1973 gab es schon einmal ein Tempolimit von 80 km/h auf deutschen Landstraßen – für 111 Tage aufgrund der Ölkrise. Mit der Freigabe auf Tempo 100 steht Deutschland in Europa mittlerweile fast alleine da: In den meisten europäischen Ländern gilt auf Landstraßen eine niedrigere Höchstgeschwindigkeit als in Deutschland. Einzige Ausnahmen bilden Portugal und Österreich, wo auch außerhalb von Ortschaften 100 km/h erlaubt sind.

Hintergrund:

In dieser Woche veröffentlichte das Statistische Bundesamt die Unfallzahlen des Jahres 2023. Die vorläufigen Verkehrsunfallzahlen für 2023 zeigen, dass die Zahl der Getöteten im Straßenverkehr in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 % angestiegen ist. Auch die Zahl der Verletzten nahm leicht zu. Die meisten tödlichen Unfälle pro Zehntausend Einwohner wurden in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen verzeichnet, während Stadtstaaten und Nordrhein-Westfalen unter dem Bundesdurchschnitt liegen. Dies lässt sich vor allem dadurch erklären, dass tödliche Unfälle besonders häufig auf Landstraßen außerorts passieren.

Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der Zahl getöteter Fußgänger um 12,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Der ADFC Sachsen zeigt sich besorgt über die anhaltende Zunahme der Unfallzahlen und fordert neben Sofortmaßnahmen wie der Geschwindigkeitsbegrenzung auf Staats- und Bundesstraßen mehr straßenbegleitende Radwege und mehr Kontrollen durch die Polizei.

Verweise: 

- Pressemitteilung des DVR vom 27.Februar 2024: https://www.dvr.de/presse/pressemitteilungen/verkehrsunfallbilanz-2023

- ADFC-Forderungspapier zu den Koalitionsverhandlungen 2021: https://www.adfc.de/fileadmin/user_upload/Expertenbereich/Politik_und_Verwaltung/Download/ADFC-Leitplanken_Koalitionsverhandlungen_Klimaschutz_und_Radverkehr_nach_vorn_bringen_Oktober_2021.pdf

- Pressemitteilung des ADFC Sachsen zu den Ergebnissen des Fahrradklima-Tests 2022, April 2023: https://sachsen.adfc.de/artikel/pressemitteilung-drei-viertel-der-sachsen-fuehlen-sich-auf-dem-rad-gefaehrdet


https://sachsen.adfc.de/pressemitteilung/unfallzahlen-adfc-fordert-tempo-70-auf-landstrassen

Häufige Fragen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) setzt sich für eine fahrradfreundliche Verkehrspolitik und bessere Infrastruktur für alle Radfahrer*innen ein. Der Verband ist dabei von der örtlichen bis zur Bundespolitik auf allen Ebenen aktiv. In Sachsen engagiert sich der ADFC als verkehrspolitische Interessenvertretung von über 9.000 Mitgliedern und 10 Ortsgruppen und bietet Touren und Beratung rund um Fahrrad an. Der ADFC setzt sich dafür ein, dass sich auf unseren Straßen vom Kind bis zur Omi alle sicher fühlen können, wenn sie mit dem Rad unterwegs sind. Die Verkehrssicherheit für Radfahrende zu erhöhen, ist ein zentrales Anliegen des ADFC, auch weil dadurch die Nutzung des Fahrrads als umweltfreundliches und gesundes Verkehrsmittel gefördert wird.

    weiterlesen

  • Wie funktioniert die ADFC-Pannenhilfe?

    Mehreren Hundert Radfahrerinnen und Radfahrern pro Jahr hilft der ADFC mit seiner Pannenhilfe. Die ADFC-Pannenhilfe ist ein exklusiver Service für unsere Mitglieder, der im Mitgliedsbeitrag enthalten ist. Als Mitglied im ADFC bekommen bei einer Fahrradpanne im Alltag, in der Freizeit oder auf Reisen schnell und unkompliziert Unterstützung. Haben Sie eine Panne, so können Sie einfach unsere Pannen-Hotline anrufen und teilen uns das Problem an ihrem Rad mit mit sowie den Ort, an dem Sie sich befinden. Mit diesen Informationen macht sich ein mobiler Pannenhelfer auf den Weg.

    weiterlesen

  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Als Mitglied im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) sind Sie Teil der größten Interessenvertretung für Radfahrende. Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluss auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrenden ein. Mitglieder des ADFC profitieren zudem von einer Vielzahl an Serviceleistungen wie z. B. der ADFC-Pannenhilfe, einer kostenlosen Rechtsberatung, sowie Vergünstigungen und Vorteilen bei vielen ADFC-Partnern, wie zum Beispiel teilAuto. ADFC-Angebote wie unsere Radtouren oder die ADFC-Fahrradcodierung sind für Mitlglieder vergünstigt.

    weiterlesen

  • Wie kann ich im ADFC aktiv werden und mich engagieren?

    Die Arbeit und der Erfolg des ADFC lebt vom Engagement seiner ehrenamtlichen Mitglieder vor Ort. 11.000 Menschen engagieren sich bundesweit im ADFC, etwa 300 davon in Sachsen. Sie organisieren Radtouren, kommen mit Politikern ins Gespräch und tragen mit unzähligen Aktionen dazu bei, dass die Bedingungen für Rad fahrende Menschen zunehmend besser werden. Wenn Sie sich engagieren möchten, können Sie entweder mit einer unserer Ortsgruppen in Kontakt treten oder sich per E-Mail bei uns melden.

    Sie haben keine Zeit für ehrenamtliches Engagement, möchten den ADFC aber trotzdem unterstützen? Auch das ist kein Problem!

    weiterlesen

  • Ich plane eine Radtour. Was empfiehlt der ADFC?

    Im ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ finden Sie für Ihre Reiseplanung mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland. Die Qualität touristischer Radrouten ist in Deutschland noch sehr unterschiedlich. Besonders hochwertige Routen zeichnet der ADFC als Qualitätsrouten aus. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne ist auf den ersten Blick erkennbar, mit welcher Qualität man bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen kann. Außerdem zertifiziert der ADFC fahrradfreundliche Unterkünfte mit dem Bett+Bike-Siegel. Hier sind Sie Reisende auf dem Rad immer gern gesehen!

    weiterlesen

  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass man auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen wird. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls Pflicht. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorn und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

    weiterlesen

  • Wo finde ich den vom ADFC empfohlenen Musterkaufvertrag für Fahrräder?

    Ganz gleich, für welches Fahrrad Sie sich entscheiden: Ein schriftlicher Kaufvertrag kann vor dem Hintergrund eventueller Reklamationsansprüche oder sonstiger Gewährleistungsfragen hilfreich sein. Das gilt umso mehr, wenn Sie sich für ein Gebrauchtrad entscheiden sollten. Deshalb haben wir hier eine Vorlage für einen Musterkaufvertrag für Gebrauchträder zusammengestellt, die Ihnen helfen kann, böse Überraschungen zu vermeiden.

    weiterlesen

Bleiben Sie in Kontakt