
Zweifel an baldigem Baubeginn beim Premiumradweg
ADFC macht auf geplante Kürzung der Radwege-Mittel durch den Freistaat aufmerksam
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Sachsen begrüßt die Entscheidung des Chemnitzer Stadtrats, den Bau des Premiumradwegs nach Wüstenbrand voranzutreiben. Der am Ende knapp 14 km lange Radweg soll zukünftig die Chemnitzer Innenstadt an die westlich gelegenen Gemeinden anschließen. Abseits des Autoverkehrs ist eine attraktive Route geplant, von der viele Chemnitzer und Einpendler im Alltag profitieren werden. Erste Abschnitte sind bereits fertiggestellt, ein weiterer im Bau.
„Wir freuen uns sehr über diesen Lückenschluss im Chemnitzer Westen. Der Premiumradweg hat das Zeug dazu, ein Gamechanger für die Mobilität in der Stadt zu werden“, erklärt Janek Mücksch, Vorsitzender des ADFC Sachsen. „Der Beschluss des Stadtrats bedeutet jedoch keineswegs, dass es bald losgehen wird. Ganz im Gegenteil: Einen Baubeginn in nächster Zeit halten wir für extrem unwahrscheinlich.“
Grund dafür seien die geplanten drastischen Kürzungen bei der Förderung kommunaler Radverkehrsprojekte im nächsten Haushalt des Freistaates. Statt einer Aufstockung der Finanzmittel, wie vom ADFC gefordert, plant das Kabinett Kretschmer, den Etat von bisher über 8 Mio. Euro auf nur noch 0,8 Mio. im Jahr 2026 zu kürzen. Auch bereitstehende Fördermittel des Bundes für die sächsischen Kommunen drohen zu verfallen. Denn weil der Freistaat seinen Eigenanteil an der Finanzierung zusammenstreicht, wird auch ein großer Teil der Bundesförderung aus dem Förderprojekt „Radverkehr in Stadt und Land“ in Berlin liegenbleiben.
„Der Premiumradweg in Chemnitz ist eines von vielen Projekten, die akut gefährdet sind“, so Mücksch weiter. „Die Staatsregierung stellt sich mit diesem Haushalt selbst ein Bein, wenn es um sichere Mobilität für alle Altersgruppen geht. Kein Mensch versteht, warum Radwege geplant, aber nicht gebaut werden sollen. Die letzte Staatsregierung hat den Kommunen klare Zeichen gesendet, dass sie hinter der Förderung des Radverkehrs steht. Kaum sind die Kommunen fertig mit der Planung, soll ihnen das Geld gestrichen werden - das versteht doch kein Mensch“ zeigt sich Mücksch fassungslos.
Der ADFC fordert insbesondere die Landtagsabgeordneten aus Chemnitz dazu auf, sich für den Bau des Radwegs einzusetzen. Der Wähler dürfe zurecht erwarten, dass die Volksvertreter die Mittel für diesen wichtigen Lückenschluss im Landtag organisieren.
Hintergrund
Das Radwegenetz in Sachsen weist an vielen Stellen noch Lücken und Gefahrenstellen auf. Radfahren in Sachsen ist daher oft gefährlich. Drei Viertel der Sachsen sagen, sie fühlen sich auf ihren Alltagswegen mit dem Rad nicht sicher. Diese Unsicherheit hält viele Menschen davon ab, überhaupt auf das Fahrrad zu steigen.
Nachdem der Ausbau der Radwege in den sächsischen Kommunen jahrelang vernachlässigt wurde, sind in den letzten Jahren die Fördermittel aufgestockt und zahlreiche Planungen vorangetrieben worden - wie der Premiumradweg Wüstenbrand-Küchwald. Die Kommunen konnten eine immer größere Zahl von Projekten zur Baureife führen. Mit dem aktuellen Haushaltsentwurf, den das sächsische Kabinett Mitte April vorgelegt hat, wird der Radwegeausbau in Sachsen jedoch nahezu zum Erliegen kommen, wenn der Landtag im Haushaltsverfahren nicht noch umsteuert. Denn mit dem Entwurf des Doppelhaushalt 2025/26 plant die Sächsische Staatsregierung erhebliche Kürzungen beim Radverkehr. Der ADFC fordert stattdessen eine verlässliche Finanzierung und mehr Geld für sichere und attraktive Radwege in den Orten sowie entlang von Kreis- und Staatsstraßen.
Der Ausbau des Radwegenetzes schont nicht nur die Staatskasse, sondern auch die privaten Haushalte: Der ADFC möchte verhindern, dass Menschen mangels Alternativen gezwungen sind, fast ihre komplette Mobilität um das Auto herum zu organisieren. Verfügt Sachsen über ein dichtes Radwegenetz, können am Ende alle sparen: Nicht nur die öffentlichen Haushalte, sondern auch die Bürger, die von preiswerter und flexibler Mobilität profitieren.