Gartenstraße: ADFC Sachsen kritisiert Radverkehrs-Blockade des neuen OB

Es ist fast die erste Amtshandlung des neuen Pirnaer Oberbürgermeisters und sie geht direkt gegen den Radverkehr. OB Tim Lochner hat seine Verwaltung angewiesen, die geplante Freigabe des Radverkehrs auf der Pirnaer Gartenstraße zu verhindern.

Scharfe Kritik an diesem Vorgehen äußert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Sachsen. "Was in anderen Städten schon längst zum Standard gehört und eine einfache und kostengünstige Möglichkeit ist, den Radverkehr zu fördern, macht OB Lochner und die AfD in Pirna zu einem Politikum." sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC.

„Mit seinem Alleingang schränkt OB Lochner die Freiheit von allen sinnlos ein, die mit dem Fahrrad unterwegs sind. Seine Entscheidung ist ein klares Zeichen gegen den Radverkehr und auch gegen die eigene Verwaltung, welche den Verkehrsversuch bereits intensiv vorbereitet hat. Welche Konsequenzen ein solches Misstrauen hat, wird sich zeigen.“

„Für eine attraktive Stadt sind kurze Wege und eine gute Zugänglichkeit mit dem Rad ein entscheidender Wettbewerbsfaktor.“ Als Grund für seine Entscheidung nennt Lochner den Wegfall von 6 von 86 Pkw-Stellplätzen auf der Gartenstraße. „Ich bin überzeugt, dass eine gute Erreichbarkeit mit dem Rad um einiges wichtiger ist, als sechs Stellplätze.“ ist Krause überzeugt. „Pirna will attraktiv sein für junge Familien und Touristen. Das wird nicht so leicht werden, wenn der OB jetzt beim Radverkehr die Rolle Rückwärts macht. Das Stellplatz-Argument kann man angesichts 80 weiterhin übrig bleibender Stellplätze einfach nicht ernst nehmen.“

„Das Ermessen der Stadtverwaltung, Einbahnstraßen für den Radverkehr nicht zu öffnen ist begrenzt. Wir werden prüfen, ob wir gegen das höchst fragwürdige Agieren des Oberbürgermeisters rechtliche Schritte gehen.“ so Krause abschließend.

Hintergrund

Die Freigabe von Einbahnstraßen für den Radverkehr gehört zum Standardrepertoire preiswerter Radverkehrsförderung. Für den Radverkehr freigegebene Einbahnstraßen sind deutschlandweit eher der Regelfall als die Ausnahme und führen vor allem dazu, dass sich Wege mit dem Rad verkürzen und die Sicherheit für den Rad- und Fußverkehr verbessert. Sie reduziert Konflikte zwischen Fahrrädern und Fußgängern auf dem Gehweg und führt zu einer Verbesserung der Luftqualität. Auch Pirna hat in den letzten Jahren zunehmend Einbahnstraßen freigegeben, es bestehen aber noch Potentiale für weitere Öffnungen.

Geregelt ist die Freigabe von Einbahnstraßen in der Verwaltungsvorschrift zur StVO (VwV-StVO). Seit der letzten Novellierung ist aus der "Kann-Vorschrift" eine "Soll-Vorschrift" geworden. Das bedeutet, dass eine Kommune generell dazu angehalten ist, eine Einbahnstraße zu öffnen, wenn keine zwingenden Gründe dagegen sprechen. In einem ähnlichen Fall in Dresden hat der ADFC die Stadtverwaltung gezwungen, eine Einbahnstraße in Gegenrichtung zu öffnen, weil die Kriterien der VwV-StVO für eine Öffnung vorlagen.

Innerhalb Sachsens gibt es große Unterschiede mit der Zufriedenheit von geöffneten Einbahnstraßen. Der ADFC-Fahrradklima-Test zeigt, dass in Pirna nur knapp jeder Vierte (23%) zufrieden ist mit der Freigabe von Einbahnstraßen für den Radverkehr. Ganz anders sieht es hingegen in Bautzen aus. Hier geben 91% an, dass sie mit der Anzahl geöffneter Einbahnstraßen zufrieden sind. Dies ist damit der beste Wert in Sachsen.


https://sachsen.adfc.de/pressemitteilung/gartenstrasse-adfc-sachsen-kritisiert-radverkehrs-blockade-des-neuen-ob

Häufige Fragen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) setzt sich für eine fahrradfreundliche Verkehrspolitik und bessere Infrastruktur für alle Radfahrer*innen ein. Der Verband ist dabei von der örtlichen bis zur Bundespolitik auf allen Ebenen aktiv. In Sachsen engagiert sich der ADFC als verkehrspolitische Interessenvertretung von über 9.000 Mitgliedern und 10 Ortsgruppen und bietet Touren und Beratung rund um Fahrrad an. Der ADFC setzt sich dafür ein, dass sich auf unseren Straßen vom Kind bis zur Omi alle sicher fühlen können, wenn sie mit dem Rad unterwegs sind. Die Verkehrssicherheit für Radfahrende zu erhöhen, ist ein zentrales Anliegen des ADFC, auch weil dadurch die Nutzung des Fahrrads als umweltfreundliches und gesundes Verkehrsmittel gefördert wird.

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  • Wie funktioniert die ADFC-Pannenhilfe?

    Mehreren Hundert Radfahrerinnen und Radfahrern pro Jahr hilft der ADFC mit seiner Pannenhilfe. Die ADFC-Pannenhilfe ist ein exklusiver Service für unsere Mitglieder, der im Mitgliedsbeitrag enthalten ist. Als Mitglied im ADFC bekommen bei einer Fahrradpanne im Alltag, in der Freizeit oder auf Reisen schnell und unkompliziert Unterstützung. Haben Sie eine Panne, so können Sie einfach unsere Pannen-Hotline anrufen und teilen uns das Problem an ihrem Rad mit mit sowie den Ort, an dem Sie sich befinden. Mit diesen Informationen macht sich ein mobiler Pannenhelfer auf den Weg.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

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  • Wie kann ich im ADFC aktiv werden und mich engagieren?

    Die Arbeit und der Erfolg des ADFC lebt vom Engagement seiner ehrenamtlichen Mitglieder vor Ort. 11.000 Menschen engagieren sich bundesweit im ADFC, etwa 300 davon in Sachsen. Sie organisieren Radtouren, kommen mit Politikern ins Gespräch und tragen mit unzähligen Aktionen dazu bei, dass die Bedingungen für Rad fahrende Menschen zunehmend besser werden. Wenn Sie sich engagieren möchten, können Sie entweder mit einer unserer Ortsgruppen in Kontakt treten oder sich per E-Mail bei uns melden.

    Sie haben keine Zeit für ehrenamtliches Engagement, möchten den ADFC aber trotzdem unterstützen? Auch das ist kein Problem!

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  • Ich plane eine Radtour. Was empfiehlt der ADFC?

    Im ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ finden Sie für Ihre Reiseplanung mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland. Die Qualität touristischer Radrouten ist in Deutschland noch sehr unterschiedlich. Besonders hochwertige Routen zeichnet der ADFC als Qualitätsrouten aus. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne ist auf den ersten Blick erkennbar, mit welcher Qualität man bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen kann. Außerdem zertifiziert der ADFC fahrradfreundliche Unterkünfte mit dem Bett+Bike-Siegel. Hier sind Sie Reisende auf dem Rad immer gern gesehen!

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass man auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen wird. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls Pflicht. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorn und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Wo finde ich den vom ADFC empfohlenen Musterkaufvertrag für Fahrräder?

    Ganz gleich, für welches Fahrrad Sie sich entscheiden: Ein schriftlicher Kaufvertrag kann vor dem Hintergrund eventueller Reklamationsansprüche oder sonstiger Gewährleistungsfragen hilfreich sein. Das gilt umso mehr, wenn Sie sich für ein Gebrauchtrad entscheiden sollten. Deshalb haben wir hier eine Vorlage für einen Musterkaufvertrag für Gebrauchträder zusammengestellt, die Ihnen helfen kann, böse Überraschungen zu vermeiden.

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