Redebeitrag auf der Bundeshauptversammlung 2021

Redebeitrag auf der Bundeshauptversammlung 2021 © ADFC | Deckbar

ADFC kritisiert Energie- und Klimaprogramm der Sächsischen Staatsregierung

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Sachsen (ADFC) kritisiert das Energie- und Klimaprogramm Sachsen (EKP). Komplett ambitionslos sei das Maßnahmenpaket im Verkehrsbereich zu dem Programm, das aktuell von der Staatsregierung erarbeitet wird.

ADFC: Sachsen muss Antworten auf veränderte Lage am Energiemarkt finden

Sachsens Umweltminister Wolfram Günther müsse bei dem Programm unbedingt nachschärfen, denn neben Aspekten des Klimaschutzes seien seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine auch Energiepreise und Energiesicherheit völlig neu zu bewerten. Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen ließen sich die Klimaziele im Verkehrsbereich nicht im Ansatz erreichen, so Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen.

"Das sächsische Energie- und Klimaprogramm bleibt deutlich hinter unseren Erwartungen zurück. Wir sind überrascht, dass es nicht ein konkretes und messbares Ziel im Verkehrsbereich in dieses Papier geschafft hat. Das EKP fällt deutlich hinter von die CDU, Grünen und SPD gesetzten Ziele des Koalitionsvertrags zurück" erklärt Konrad Krause.

Statt konkrete Schritte vorzuzeichnen, Aufgaben zu verteilen und den Finanzbedarf zu umreißen, enthalte das EKP im Verkehrsbereich ein paar Forschungsprojekte, Floskeln, leere Lippenbekenntnisse und ansonsten lediglich unvollständige Zusammenfassungen bestehender Konzepte. Im Radverkehr bleibe der Umweltminister deutlich hinter dem Koalitionsvertrag zurück. So fällt unter anderem die von der Staatsregierung im Koalitionsvertrag vereinbarte Verdoppelung des Radverkehrs bis 2025 kommentarlos unter den Tisch.

"Neben der Erfordernis wirksamer Klimaschutzmaßnahmen ist spätestens seit dem 24. Februar die Frage der Energiesicherheit der unsichtbare Elefant im Raum." so Krause. "Die sächsische Staatsregierung muss Klimaschutz, Reduzierung fossiler Kraftstoffe und bezahlbare Mobilität endlich zusammen denken. An einer deutlichen Steigerung des Radverkehrs führt schlicht kein Weg vorbei."

"Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine gehen die Kraftstoffpreise durch die Decke, mit gravierenden Folgen für Wirtschaft und Verbraucher. Viele Bürger fragen sich, wie sie ihre Alltagswege jetzt zurücklegen können" sagt Konrad Krause. "Niemand kann sagen, wie lange Putins Öl noch fließt. Wirtschaft und Pendler brauchen endlich ernstgemeinte und schnelle Antworten von der Staatsregierung, wie sie mit dieser Situation umgeht. Eine lange Liste inhaltsleerer und kosmetischer Maßnahmen halte ich in einer solch existenziellen Situation für keinen konstruktiven Ansatz. Weichgespülte Lobesrhetorik bringt die Verkehrswende keinen Millimeter weiter" so der ADFC-Geschäftsführer.

"Bisher wird ein großer Teil kurzer Wege in Sachsen mit dem Auto zurückgelegt, weil ein sicheres Radwegenetz an so vielen Stellen fehlt." sagt Krause. Mit komfortablen und durchgehenden Netzen aus Radwegen, Fahrradstraßen und verkehrsberuhigten Routen über das Nebenstraßennetz könne der Freistaat den Menschen relativ schnell ein attraktives Angebot machen. Mehr Wege könnten dann mit dem Rad zurückgelegt werden und die private Belastung wegen teurer Spritpreise gemindert werden.


Hintergrund

Der Verkehrssektor ist in Sachsen für mehr als 28 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Während in anderen Sektoren der Ausstoß klimaschädlicher Gase reduziert werden konnte, stiegen die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich in Sachsen zwischen 2012 und 2017 sogar um 6,7% an.

Die sächsische Kenia-Koalition aus CDU, Grünen und SPD hatte sich im Koalitionsvertrag deshalb das Ziel gesetzt, den Anteil des Fahrrads am Gesamtverkehr bis 2025 zu verdoppeln. Doch der Radwegeausbau dümpelt vor sich hin, das ambitionierte Ziel der Koalition ist kaum noch in Reichweite.

Der Freistaat Sachsen hat in seiner Radverkehrskonzeption eigentlich das Ziel, bis 2025 noch ca. 500 Kilometer Radwege an Staats- und Bundesstraßen zu bauen. Tatsächlich droht beim Radwegebau in Sachsen aber kompletter Stillstand: 2021 stellte der Freistaat nur 10 Kilometer Radwege fertig, im Jahr davor betrug der Wert sogar nur 6,5 Kilometer.

Die Sachsen wünschen sich sichere Schulwege, weniger Straßenlärm und eben auch einen entschiedenen Kampf gegen den Klimawandel. Das kann aus Sicht des ADFC nur mit einer 180-Grad-Wende beim Radwegebau gelingen.

Neben der besseren Finanzierung und engagierten Aktivitäten der Kommunen, ist eine wesentliche Voraussetzung dafür die Implementierung der Zielsetzungen des Koalitionsvertrags in landesweit geltende Konzepte und deren Überführung in das Verwaltungshandeln. Mit dem Energie- und Klimaprogramm Sachsen besteht die Möglichkeit einer solchen Überführung der ambitionierten Vorgaben des Koalitionsvertrags in das tagtägliche Handeln der Sächsischen Staatsregierung.

Entwurf des Maßnahmenpaket des EKP: https://buergerbeteiligung.sachsen.de/portal/download/datei/2128527_0/Ma%C3%9Fnahmenentw%C3%BCrfe+zum+EKP+Sachsen+2021.pdf

Stellungnahme des ADFC Sachsen zum Maßnahmenpaket des EKP: https://www.adfc-sachsen.de/files/2022-05-30-Stellungnahme_MassnahmeEKP.pdf


https://sachsen.adfc.de/pressemitteilung/adfc-kritisiert-energie-und-klimaprogramm-der-saechsischen-staatsregierung

Häufige Fragen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) setzt sich für eine fahrradfreundliche Verkehrspolitik und bessere Infrastruktur für alle Radfahrer*innen ein. Der Verband ist dabei von der örtlichen bis zur Bundespolitik auf allen Ebenen aktiv. In Sachsen engagiert sich der ADFC als verkehrspolitische Interessenvertretung von über 9.000 Mitgliedern und 10 Ortsgruppen und bietet Touren und Beratung rund um Fahrrad an. Der ADFC setzt sich dafür ein, dass sich auf unseren Straßen vom Kind bis zur Omi alle sicher fühlen können, wenn sie mit dem Rad unterwegs sind. Die Verkehrssicherheit für Radfahrende zu erhöhen, ist ein zentrales Anliegen des ADFC, auch weil dadurch die Nutzung des Fahrrads als umweltfreundliches und gesundes Verkehrsmittel gefördert wird.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Als Mitglied im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) sind Sie Teil der größten Interessenvertretung für Radfahrende. Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluss auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrenden ein. Mitglieder des ADFC profitieren zudem von einer Vielzahl an Serviceleistungen wie z. B. der ADFC-Pannenhilfe, einer kostenlosen Rechtsberatung, sowie Vergünstigungen und Vorteilen bei vielen ADFC-Partnern, wie zum Beispiel teilAuto. ADFC-Angebote wie unsere Radtouren oder die ADFC-Fahrradcodierung sind für Mitlglieder vergünstigt.

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  • Wie kann ich im ADFC aktiv werden und mich engagieren?

    Die Arbeit und der Erfolg des ADFC lebt vom Engagement seiner ehrenamtlichen Mitglieder vor Ort. 11.000 Menschen engagieren sich bundesweit im ADFC, etwa 300 davon in Sachsen. Sie organisieren Radtouren, kommen mit Politikern ins Gespräch und tragen mit unzähligen Aktionen dazu bei, dass die Bedingungen für Rad fahrende Menschen zunehmend besser werden. Wenn Sie sich engagieren möchten, können Sie entweder mit einer unserer Ortsgruppen in Kontakt treten oder sich per E-Mail bei uns melden.

    Sie haben keine Zeit für ehrenamtliches Engagement, möchten den ADFC aber trotzdem unterstützen? Auch das ist kein Problem!

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  • Ich plane eine Radtour. Was empfiehlt der ADFC?

    Im ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ finden Sie für Ihre Reiseplanung mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland. Die Qualität touristischer Radrouten ist in Deutschland noch sehr unterschiedlich. Besonders hochwertige Routen zeichnet der ADFC als Qualitätsrouten aus. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne ist auf den ersten Blick erkennbar, mit welcher Qualität man bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen kann. Außerdem zertifiziert der ADFC fahrradfreundliche Unterkünfte mit dem Bett+Bike-Siegel. Hier sind Sie Reisende auf dem Rad immer gern gesehen!

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass man auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen wird. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls Pflicht. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorn und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer*in achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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