Studie zeigt: Schmalere Straßen sind oft sicherer

Breite Straßen zu bauen, gilt als Möglichkeit die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen, denn sie gewährleisten größere Abstände zwischen den Verkehrsteilnehmenden und lassen vermeintlich mehr Spielraum für Fahrfehler. Doch stimmt das wirklich?

Breite Straßen zu bauen, gilt als Möglichkeit die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen, denn sie gewährleisten größere Abstände zwischen den Verkehrsteilnehmenden und lassen vermeintlich mehr Spielraum für Fahrfehler. Diese in Planerköpfen, Förderbedingungen und Regelwerken festgeschriebene Überzeugung führt dazu, dass unsere Straßen immer breiter werden. 

Forschende an der John Hopkins Bloomberg School of Public Health haben auf Straßen unterschiedlicher Breite die Anzahl der Unfälle untersucht. Sie fanden heraus: Ab einer bestimmten Breite steigt das Unfallrisiko deutlich, während auf schmaleren Fahrstreifen weniger Unfälle beobachtet wurden. Die Ergebnisse wurden in der Studie “A National Investigation on the Impacts of Lane Width on Traffic Safety” im November 2023 veröffentlicht. Eine wichtige Schlussfolgerung der Studie lautet: Die Breite vieler Straßen könnte ohne ein erhöhtes Unfallrisiko verringert werden. Das ermöglicht beispielsweise, an bereits bestehenden Straßen relativ einfach und kostengünstig Radwege zu schaffen.

Die Forschenden untersuchten 1.117 Straßenabschnitte aus 7 US-amerikanischen Städten. Neben der Straßenbreite wurden auch Daten zu anderen Merkmalen erhoben, u.a. zu Rad- und Gehwegen sowie zur Anzahl der Parkplätze und der Fahrstreifen auf den Abschnitten. Anschließend wurde der Zusammenhang zwischen Fahrbahnbreite und der Anzahl der Unfälle auf Straßenabschnitten mit ähnlichen Bedingungen untersucht.

Dazu wurden die Daten auf Straßen mit einer Fahrbahnbreite von 9 bis 12 Fuß, also von 2,75 m bis 3,65 m, analysiert. Dabei konnte man auf Straßen bis 11 ft. (3,35 m) kein erhöhtes Unfallrisiko feststellen. Erst im Vergleich von 9 ft. breiten mit 12 ft. breiten Fahrspuren, wiesen die breiteren Fahrbahnen erhöhte Unfallzahlen auf. Das Forscherteam führt dies darauf zurück, dass breite Fahrspuren zu schnellerem und unvorsichtigerem Fahren verleiten, da u.a. größere Abstände gewährleistet werden.

Diesen Zusammenhang konnte die Studie anhand der Daten belegen. Mit der Geschwindigkeit verändert sich auch das Verhältnis zwischen Fahrbahnbreite und Unfallrisiko. In der Geschwindigkeitsklasse 20-25 mph (32-40 km/h) hatte die Fahrbahnbreite keinen Einfluss auf das Unfallrisiko. Vermutlich ist in diesem Fall die Geschwindigkeit so niedrig, dass die Autofahrer*innen keinen wesentlichen Unterschied zwischen den Fahrbahnbreiten bemerken. Auf Straßen der Geschwindigkeitsklasse 30-35 mph (48-56 km/h) konnten die Forschenden jedoch feststellen, dass auf schmaleren Straßen wesentlich weniger Unfälle geschehen. Auf Fahrbahnen mit einer Breite von 10 bis 12 ft. (3m bis 3,65m) waren die Unfallzahlen wesentlich höher als auf Straßen mit einer Breite von 9 ft. (2,75m).

Die Erkenntnisse der Studie können nicht uneingeschränkt auf alle Arten von Straßen angewendet werden. So muss auch der Nutzungszweck der Straßenabschnitte beachtet werden. Beispielsweise sind Fahrspuren mit einer Breite von 3,35 m auf Straßen, die v.a. von LKWs genutzt werden und auf denen schneller als 35 mph (56 km/h) gefahren wird, besser geeignet.

Für innerstädtische Straßen geben die Forschenden jedoch klare Handlungsempfehlungen. Sowohl bei Straßen mit niedrigem Geschwindigkeitsniveau (20-25 mph) als auch bei schnelleren Straßen (30-35 mph) empfiehlt das Forscherteam eine Reduzierung der Fahrspurbreite auf 2,75 m oder 3 m. Die Sicherheit entspräche dann mindestens der von breiteren Straßen, bei höheren Geschwindigkeiten wird sie sogar verbessert. Ohne einen Sicherheitsverlust ist es also möglich, mehr Platz für alle Verkehrsarten zu gewinnen. Auf dem neu gewonnenen Raum einer bereits bestehenden Straße einen Radweg zu bauen, ist somit eine schnelle und kostengünstige Maßnahme, um sicheren Radverkehr zu fördern.

Auf Bundesstraßen in Deutschland beträgt der Regelquerschnitt zweispurig 7,50m, also 3,75m pro Fahrbahn. Das innerstädtische Standardmaß für Fahrbahnen liegt bei 3,25 m – 3 m sollen nur im Ausnahmefall unterschritten werden. Laut der Studie scheinen diese zusätzlichen 25 cm bis 50 cm jedoch für die Verkehrssicherheit überhaupt nicht erforderlich zu sein.

Die überbreiten Fahrstreifen verleiten zum Rasen und unvorsichtigem Fahren, da sich durch den zusätzlichen Abstand in falscher Sicherheit gewogen wird. Wie das Forscherteam der John Hopkins Bloomberg School of Public Health herausgefunden hat, erhöht dies das Unfallrisiko und gefährdet andere Verkehrsteilnehmende – und damit auch den Rad- und Fußverkehr.

Report zur Studie: https://narrowlanes.americanhealth.jhu.edu/report/JHU-2023-Narrowing-Travel-Lanes-Report.pdf


https://sachsen.adfc.de/neuigkeit/studie-zeigt-schmalere-strassen-sind-oft-sicherer

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    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass man auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen wird. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls Pflicht. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorn und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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