Hochschalten. Jetzt! – Sachsen veröffentlicht Radtourismusstrategie
Sachsen will in den kommenden Jahren den Radtourismus als wichtigen Wirtschaftsfaktor und Motor für die Regionalentwicklung stärker in den Fokus rücken. Das Motto „Hochschalten. Jetzt!“ macht deutlich, dass der Studie bald auch Taten folgen sollen.
Zum Bikegipfel 2025 in Bannewitz stellte Tourismusministerin Barbara Klepsch die neue Studie „Fahrradtourismus im Freistaat Sachsen“ vor, die die Grundlage für eine landesweite Strategie zum Radtourismus bildet. Das Motto „Hochschalten. Jetzt!“ verdeutlicht, dass der Freistaat Sachsen nicht länger im Mittelfeld bleiben will, sondern sich auf den Weg gemacht hat, sein radtouristisches Profil zu schärfen.
Denn das Marktpotenzial ist erheblich. Schon jetzt verzeichnet Sachsen jährlich 9,8 Millionen radtouristische Aufenthalte. Das entspricht rund sechs Prozent der gesamten touristischen Wertschöpfung im Freistaat. Die Branche sichert knapp 11.000 Arbeitsplätze, erwirtschaftet im Jahr mehr als 568 Millionen Euro Umsatz und bringt dem Land über 53 Millionen Euro an Steuereinnahmen. „Damit es voran geht, sollte der Freistaat von diesem Geld in den nächsten Jahren so viel wie möglich in Lückenschlüsse und den Infrastrukturausbau investieren. Der Radtourismus bietet besonders für ländliche Gebiete ganz viele Chancen, wenn die Qualität stimmt.“ sagt Konrad Krause vom ADFC. Tagestouristen geben dabei durchschnittlich 27,50 Euro am Tag aus, Übernachtungsgäste sogar rund 105 Euro. „Wir sprechen hier von einer halben Milliarde Euro Bruttoumsatz – ein enormes Marktpotenzial lässt sich aber noch erschließen“, so Tourismusministerin Klepsch.
„Der Radtourismus bietet besonders für ländliche Gebiete ganz viele Chancen, wenn die Qualität stimmt.“
Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen
Gleichzeitig macht die Studie auch deutlich, wo die Schwachstellen zu suchen sind. Lediglich elf Prozent der deutschen Radtouristen ziehen Sachsen bisher als Ziel für einen Radurlaub in Betracht. Die Kompetenzzuschreibung des Freistaats beim Radreisemarkt könnte größer sein. Dabei gehört Radfahren längst zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten: 44 Millionen Menschen in Deutschland steigen regelmäßig aufs Rad, 13 Millionen davon mehrmals pro Woche. Davon will Sachsen künftig stärker profitieren und gezielt in Sichtbarkeit, Qualität und Koordination investieren.
Besonders im Trend liegt dabei das E-Bike. Es eröffnet völlig neue Perspektiven für Regionen, die bislang aufgrund ihrer Topografie eher nicht als Radtourismusregionen galten. „Mit dem E-Bike spielen Berge plötzlich keine so große Rolle mehr“, erklärt Tilman Sobek, der für das sächsische Tourismusministerium in den letzten anderthalb Jahren die radtouristische Strategie erarbeitet hat. Nicht nur Downhill, sondern auch Uphill-Strecken werden attraktiv, was die Bandbreite möglicher Destinationen erweitert. Damit ergeben sich Chancen für Mittelgebirgsregionen ebenso wie für bisher weniger bekannte Tourismusräume.
Die neue Strategie verfolgt dabei drei zentrale Handlungsfelder: Produktportfolio, Tourismusmarketing sowie Strukturen und Kompetenzen. So soll eine landesweite Koordinierungsstelle entstehen, die Angebote bündelt und die Akteure im Radtourismus vernetzt. Bestehende Radwege werden gezielter vermarktet, thematische Routen – etwa zu Natur, Kultur oder Kulinarik – weiterentwickelt, und digitale Informationssysteme sollen den Zugang erleichtern. Von der Erweiterung der Bayrisch-Böhmischen Bäderroute bis zum Radweg Dresden Wrocław war zum Bike-Gipfel eine bessere grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Nachbarländern immer wieder Thema. Sie ist ein relevanter Bestandteil der sächsischen Radtourismusstrategie. Als Ziel steht, Sachsen bis 2035 als begehrtes Radreiseland zu etablieren.
"Wir wissen, dass wir uns nicht ausruhen dürfen. Wir wollen im Wettbewerb der Bundesländer mithalten. Darum geht es beim Bike-Gipfel – wir wollen wettbewerbsfähiger werden und vorankommen."
Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus
Sachsen will daher bewusst auf eine Verbindung von Wirtschaftskraft und Regionalentwicklung setzen - eine Mischung, die der ADFC ausdrücklich begrüßt. Gerade für ländliche Räume eröffnet Radtourismus Chancen, neue Wertschöpfung zu generieren, Betriebe im Gastgewerbe zu stärken und zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Gleichzeitig trägt mehr Radtourismus auch zu einer nachhaltigen Mobilität und einer klimafreundlichen Freizeitgestaltung bei.
Mit der nun vorgelegten Studie und der klaren Zielmarke für das Jahr 2035 schlägt Sachsen ein neues Kapitel im Fahrradtourismus auf. Bisher vor allem auf der kommunalen Ebene organisiert, soll der Radtourismus sich zu einem zentralen Baustein der sächsischen Tourismusstrategie entwickeln. Die Aufgabe ist groß, doch die Richtung ist klar: mehr Sichtbarkeit, mehr Koordination, mehr Qualität. Oder wie Ministerin Klepsch es zusammenfasst: „Wir wissen, dass wir uns nicht ausruhen dürfen. Wir wollen im Wettbewerb der Bundesländer mithalten. Darum geht es bei dem Bike-Gipfel – wir wollen wettbewerbsfähiger werden und vorankommen.“